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Sonntag vor Pfingsten

Die drei Gäste html c3498434eae6d4ec

Eine der bekanntesten Ikonen ist diejenige von Andrei Rublev (1360 - 1430). Auch ich habe eine kleine Kopie davon in meiner Bibliothek. Die Ikone ist unter zwei Namen bekannt: „Abrahams Gastfreundschaft" und „die Trinität".

Die Ikone basiert auf der Geschichte die sich im Buch Genesis (1. Buch Mose) Kapitel 18 abspielt. Abraham sieht drei Männer auf sich zulaufen und bietet ihnen sofort an, wie damals üblich, sie zu bewirten. Im weiteren Verlauf der Erzählung ist es plötzlich nicht mehr klar, wer die Gäste sind: Drei Männer? Drei Engel? Der Dreieinige Gott? Damit spielt die Ikone.

Die drei Gestalten mit Heilgenschein, Flügel und Stab in der linken Hand sitzen in einem Kreis um den Tisch, der vierte Platz ist noch frei. Im

Hintergrund sieht man links ein Haus, in der Mitte einen Baum und rechts oben kaum ersichtlich einen Hügel. Auf dem Tisch befindet sich auf heller Fläche ein Kelch.

Von links nach rechts betrachtet sieht man den Vater, den Sohn und den Heilgen Geist.

Gott Vater hat ein Gewand, dass alle Farben zu zeigen scheint, je nach Betrachtung ändern sich die Farben, bzw. erscheint sein Gewand durchsichtig - niemand kann die Farbe genau beschreiben, wie niemand Gott Vater fassen kann. Gott der Sohn hat zwei eindeutige Farben in seinen Gewändern: das bräunlich-rot der Erde und das tiefblaue des Himmels. Sie weisen darauf hin, das er zugleich von der Erde wie auch des Himmels ist. Der goldene Streifen über seiner Schulter ist ein Hinweis auf das Königreich, das er bringt. Der Heilige Geist hat Farben vom hellem Grün der frisch spriessenden Erde und hellem Blau, des lebensspendenden Himmels - alles, was er berührt, erblüht.

Um nicht zu lange zu werden, verzichte ich auf weitere Beschreibungen und will nur noch auf den Tisch mit dem Kelch aufmerksam machen:

Nachdem Abraham ihn eingeladen hat, lädt Gott uns, die Betrachterin, den Betrachter, ein seine Gastfreundschaft zu geniessen. Sobald wir Gott in unserem Leben einen Raum öffnen, ist er es, der uns dort willkommen heisst. Der Kelch in der Mitte der Ikone erinnert uns an das vergossene Blut von Jesus Christus am Kreuz. Gottes ganze Wesen, sein ganzes Geheimnis und vor allem seine ganze Liebe ist dort auf den Punkt gebracht zu finden. Wir sind eingeladen uns zur Gruppe am Tisch zu gesellen. Wir sind eingeladen den Kreis zu vollenden.

Selbst in Zeiten der Distanzierung bleibt uns der dreieine Gott nahe, was auch immer uns in dieser Pandemie beschäftigen mag. Lass Dich vom Heiligen Geist den Hügel des Gebets hinaufbegleiten, lebe im Schatten des Sohnes, in Ruhe unter dem Baum des Lebens. Du bist unterwegs ins Haus Deines himmlischen Vaters.

Der Tisch ist vorbereitet, das Tor ist offen. Komm!

Amen.