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Lesungen und Predigt zum Gottesdienst vom 28. Juni in der evang. Kirche in Stettfurt von Pfr. Marco Borghi

Psalmlesung: Psalm 27 (Ausschnitte)
1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?
4 Eines nur habe ich vom HERRN erbeten, dies eine begehre ich: zu wohnen im Hause des HERRN alle meine Tage, zu schauen die Freundlichkeit des HERRN und nachzusinnen in seinem Tempel.[1] 5 Denn er birgt mich in seiner Hütte am Tage des Unheils, er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, hebt mich empor auf einen Felsen.
8 An dein Wort denkt mein Herz: Sucht mein Angesicht. Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. 9 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir.
11 Weise mir, HERR, deinen Weg, und leite mich auf ebener Bahn.
14 Hoffe auf den HERRN. Sei stark, dein Herz sei unverzagt. Hoffe auf den HERRN.

Predigttext Epheser 1, | V 17 u 18
17 Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. 18 Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid.

 

Predigt

Liebi Gottesdienstgmeind

I öisem chline Garte hämmir es Fässli mit Wasserpflanze. Under anderem wachst det e Zwergseerose. Sehr lang hät sie dä Früehlig kein Wank gmacht, und mir händ scho dänkt, sie hegi dä Winter nöd überlebt.
Aber dänn hät sie plötzlich agfange, chlini Blettli zmache. Die sind immer grösser worde. Und dänn hämmir öis gfröged: Macht sie ächt au na e Blüete? Oder hät sie viliicht zwenig Liecht oder Nährstoff? Und dänn isch endlich e chlini Blüete a d’Oberflächi gstosse. Und dänn hät die Warterei grad namal agfange: Wänn gaht sie ächt uf? Und wo sie dänn gnuet Sunneschieh und Wärmi gha hät, hät sie ihri rosa Pracht voll gäge use gchehrt – dä Sunne, em Himmel, dä Insekte und dä ungeduldige Mänsche entgäge, wo sich unglaublich gfreut händ drüber, dass sie doch no zum Blühe cho isch.

Meh als anderi Jahr isch die Gschicht mit dä Seerose für mich zum Symbol für’s Läbe worde. Dä Lockdown hät öises Läbe scho chli uf dä Chopf gstellt, hät öis zeiged, was Warte und Hoffe heisst, und was Warte bedütet.

Mir händ s’Läbe imene nöie Liecht gseh – fragiler, zerbrechlicher, aber au ursprünglicher, echter.
D’Freud über es Telefon isch grösser gsi als normal. Und Post hät wieder en anderi Bedütig übercho.
Mir sind achtsamer worde für chlini Freude, grad will villi grossi Projekt wie Reise oder grossi Familiefest nümme möglich gsi sind.
Nöd nur i Corona Ziite, au suscht, wänn vieles nöd so rächt will zämmepasse, chunnts öis so vor, wie wänn s’Läbe alli Farb verlühre würde. Wie am Abig, wänn d’Sunne am Horizont verschwindet, und alles grau wird. Dänn verlüüred au d’Blueme ihre Glanz, und d’Seerose lönd ihri Farbepracht verschwinde inere unschinbare Chnospe.

Im Psalm 27 beschriibt erläbt dä Psalmist die Farblose Moment als sini Finde. Moment vo dä Hoffnigslosigkeit und vom Ufgäh beschriibt er als e Belagerig, wo ihn ischränkt und ihm Angst macht.

Was macht öis Angst? D’ Bedrohig vo öisem Läbe, oder vom Läbe vo öisne Liebschte? Ungwüssheit – d’Frag, wie gahts wiiter, i mim Läbe, i dä Wältgmeinschaft?
Es git so vieles, wo öisem Läbe d’Farb nimmt, oder wo öis verunsicheret.

Für sottigi farblosi Läbesziite stönd öis d’Wort vo dä Psalm zur Verfüegig. Sie laded öis i zum Mitbätte.
9 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir.
11 Weise mir, HERR, deinen Weg, und leite mich auf ebener Bahn
Au dä Autor vom Epheserbrief laded öis i, zum Mitbätte:
Erlüücht du d’Auge vo öisem Herz, Gott.
Zeig Du öis im Dunkle Liecht, und en Wäg, wo mir chönd wiitergah und nöd Stürchle und umgheie.

Ich möchti mit Ihne es Bild teile, wo dä bekannti Maler Sieger Köder geschaffe hät. Ich ha dem Bild dä Titel gäh: In einem neuen Licht.

Lesungen und Predigt zum Gottesdienst vom 28 Juni 2020

Es zeiged en chline Kosmos, es Biotop, e Bluemelandschaft am Wasser. Und das alles in Form vo dä Erdchugle, wo vomene Luftmantel umhüllt isch und so im Wältall schwebt. Im Hindergrund gseht mer d’Milchstrass, en Hiwies druf, dass dä Maler d’Erde als Teil vom Weltall gseht. En Teil vo dä Erdchugle isch in verhaltene Farbe gmalet. Es lieht en Schatte uf dä lingge und rächte Bildhelfti.


Oeise Blick wird automatisch uf dä Liechtifall vo links obe glänkt. Aehnlich wie bimene bewölkte Himmel, wänn hie und da mal ein Liechtstrahl zwüsched dä Wolke durestrahlt, wird’s dett, wo dä Liechtstrahl uf d’Erde trifft intensiv farbig. D’Blueme, d’Seerose und s’Wasser strahled imene nöie Liecht. Dä Liechtstrahl taucht s’Irdische ines nöis Liecht:
Das isch Hoffnig. Das isch Gnad.

Dä Autor vom Epheserbrief beschriebt dä Liecht-Moment so:
Gott erlüchted d’Auge vo dim Herz – d’Liebi und d’Hoffnig strahled i dis Läbe ihne.

Dä Autor vom Psalm 27 beschriebt dä Liecht - Moment so:
1 Der HERR ist dein Licht und dein Heil;
vor wem solltest du dich fürchten?
Der HERR ist deines Lebens Kraft;
vor wem sollte dir grauen?

Manchmal stehen wir mitten in einem Lichtstrahl, der uns im Dunkeln trifft: Dann erleben wir: Neu erfüllt mit Läbesmuet und innerer Chraft oder mir erläbe en Neuafang wie dr Morge vomene neue Tag.
Und dann ist wieder alles anders, und wir schauen sehnsüchtig nach dem Licht, das nicht uns, sondern vielleicht Menschen neben uns trifft.
Dann sehnen wir uns danach, die Gnade zu erleben und in einem Kirchenlied heisst es:: Harre meine Seele, harre des Herrn… Sei unverzagt, bald der Morgen tagt… In allen Stürmen, in aller Not, wird er dich beschirmen, der treue Gott.

Das alte Wort Harren oder Ausharren bedeutet:
Mit bestimmter innerer Erwartung über eine gewisse Zeit hin auf ein Ereignis oder eine Person warten. Es bedeutet, die Farblosigkeit nicht einfach hinnehmen, sondern die Leucht-Kraft des Lebens innerlich wachzuhalten.

Das Bild von Sieger Köder möge für Sie alle zum Wink des Himmels werden. Zur leuchtenden Zusage für ihr Leben, dass ihre Gegenwart wieder zum Leuchten gebracht werden wird, dass sie im Lichte Gottes aufgehoben sind und die graue Angst in farbenfrohen Frieden verwandelt wird.
Amen